Des hommes et des dieux
DVD - Release: 16.9.2011
Rezension von Geri Krebs
Es sind stille Helden, die Mönche in diesem Film nach einer wahren Begebenheit. In ihrer Gemeinschaft leben sie das vor, was eigentlich die Essenz jeder Religion ist: Nächstenliebe, Spiritualität und der Glaube an eine höhere Macht. „Des hommes et des dieux“ zeigt das mit seltener Eindringlichkeit.
In der Nacht des 27. März 1996 wurde das Kloster Tibhirine, in den Bergen des Tel-Atlas 70 Kilometer südlich von Algier gelegen, von einem islamistischen Terrorkommando gestürmt. Die Terroristen verschleppten die sieben Mönche des Trappisten-Ordens, die sich zu jener Zeit in dem Kloster befanden. Zwei Monate später wurden die sieben Mönche ermordet aufgefunden. Von wem sie ermordet wurden, ist bis heute nicht geklärt; doch es gibt starke Indizien dafür, dass die Terroristen zu jenem Zeitpunkt als Werkzeug des algerischen Geheimdienstes funktionierten, der ein Interesse daran hatte, den Konflikt eskalieren zu lassen.
Mönche zwischen den Fronten
Der Film schildert chronologisch das letzte Jahr im Leben der Mönchsgemeinschaft. Er zeigt mit grosser Eindringlichkeit diese mutigen Männer, die unglücklicherweise zwischen die Fronten eines nie erklärten Krieges gerieten. Und die für sich nach langem Ringen den Entschluss fassten, dass sie weder unter dem bewaffneten Schutz einer korrupten Armee leben noch sich dem Willen von Fanatikern beugen wollten, die von ihnen den Wegzug von ihrem angestammten Platz forderten. Es ist der Weihnachtstag des Jahres 1995, als die Mönche zum ersten Mal direkt und handfest mit der Realität jenes Krieges konfrontiert werden, der bis zu diesem Zeitpunkt schon Zehntausende von Opfern gefordert hat. Eine Gruppe bewaffneter Männer dringt in das Kloster ein, um von den Mönchen, die ausserhalb des Klosters ein medizinisches Ambulatorium für die – muslimische – Bevölkerung des nahen Dorfes betreiben, grosse Mengen an Medikamenten zu erpressen. Abt Christian (Lambert Wilson), ein ausgewiesener Kenner des Korans, antwortet dem Anführer des Trupps mit Koranversen, verwickelt die Angreifer in eine ruhige und sachliche Diskussion und macht ihnen klar, dass er und seine Glaubensbrüder nicht erpressbar seien. Nach dem Abzug der Terroristen folgen unter den alarmierten Mönchen intensive und lange Auseinandersetzungen, ob sie flüchten oder ausharren sollen in einem Krieg, bei dem mit zunehmender Dauer immer weniger klar ist, wer hier warum gegen wen kämpft. Diese Geschehnisse kontrastiert der Film mit ästhetisch überwältigenden und emotional berührenden Szenen vom Leben der Mönche im und ums Kloster.
Die Utopie bleibt bestehen
Seit „Stellet Licht“ von Carlos Reygadas (2008) gab es in unseren Kinos keinen Film von einer so ungeheuren spirituellen Kraft und Ausstrahlung wie „Des hommes et des dieux“. Doch während die entrückte Schönheit, mit welcher der Mexikaner Reygadas seinerzeit die Geschichte von einem Ehebruch in einer streng gläubigen Menonitengemeinde im Norden Mexikos erzählte, sich in einem dramaturgischen Minimalismus präsentierte, prallen bei Xavier Beauvois’ Geniestreich die Gegensätze hart aufeinander: hier das Leben der Mönche und ihre totale Aufgehobenheit in der Gemeinschaft ebenso wie ihre vollkommene Harmonie in einem Dasein im Einklang mit der Schöpfung und einem selbstverständlichen Dienst am Nächsten – und dort eine sich anbahnende Katastrophe in einer Welt, in der elementarste Grundsätze des Zusammenlebens ausser Kraft gesetzt wurden. Auch wenn am Ende diese Welt siegt – die Utopie, für die die Mönche lebten, bleibt weiter bestehen.
Kritiken
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