Der letzte schöne Herbsttag
DVD - Release: 20.5.2011
Rezension von Bettina Spoerri
Was hält Paare zusammen – und was treibt sie auseinander? Die Reibungsflächen im Beziehungsleben eines jungen, urbanen Paares beleuchtet der deutsche Regisseur Ralf Westhoff („Shoppen“) in seiner neuen Komödie.
Claire und Leo: ein wahrlich ungleiches Paar. Sie (Julia Koschitz) ist eine charmante und fordernde, selbstbewusste Frau mit Stil, er (Felix Hellmann) ein eher introvertierter Umweltaktivist, der nicht so viel auf das Äussere gibt. Und nirgends spüren die beiden Endzwanziger stärker, dass sie ziemlich unterschiedlich gestrickt sind, als wenn sie gemeinsam einkaufen. Der deutsche Regisseur Ralf Westhoff erzählt ihre Geschichte aus zwei Perspektiven, indem er sie je einzeln über ihre Beziehung in die Kamera reden lässt – und diesen Interview-ähnlichen Szenen stellt er immer wieder Rückblenden ins bewegte Paarleben gegenüber. So entsteht ein spannungsvolles, widersprüchliches und mehrdeutiges Bild der Auseinandersetzungen und Missverständnisse, Annäherungen und Verständigungsprozesse zwischen Claire und Leo.
Perspektivenwechsel
Kennen gelernt haben sich die zwei bei einem Fahrradgeschäft, wo sie ihm spontan anbot, sein kaputtes Gefährt zu reparieren. Der zurückhaltende Leo war überrumpelt, liess sich den Gratis-Service indes schliesslich gern gefallen. So begann eine Beziehung, in der sich zwei zuweilen fast diametral entgegengesetzte Charaktere aneinander reiben. Die Anlage des Films, der fortgesetzte Wechsel zwischen Monologen und Paarszenen, erlaubt es dem Zuschauer, die gezeigten Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beobachten. Da gibt es mehrere Wahrheiten, und man kann viele Fragen nicht mehr eindeutig beantworten: Ist Claire schwierig – oder lässt es Leo nicht doch an genug Aufmerksamkeit ihr gegenüber mangeln? Ist er zu passiv oder sie zu ungeduldig? Hätte Claire nicht wissen müssen, dass es Leo vielleicht keinen Spass machen würde, mit ihr in Karotten-Kostümen an jene Party zu gehen? Wieder allein mit der Kamera ist Leo aber ebenso wenig wie Claire auf den Mund gefallen. Und so liefern sich die beiden in ihren Begegnungen direkt – aber vor allem eben indirekt in ihren jeweiligen Einzelauftritten – ein pointiertes Gefecht, das manchmal einer Psychotherapie, dann wieder einem burlesken Schattenboxen nahe kommt (das Drehbuch hat übrigens Regisseur Ralf Westhoff selbst geschrieben, worin er beachtliches Talent beweist).
Ein Paar, das einem ans Herz wächst
Dabei wird der Ton nie gehässig oder destruktiv, und das macht diese Komödie so leichtfüssig. Allerdings erscheinen die beiden deshalb auch öfter wie allzu gutmütige, sympathische Clowns, die einfach das Herz auf dem richtigen Fleck haben. Und auf Dauer verliert das vergnügliche Geplänkel doch zunehmend an Spannung. Aber die Strukturidee dieses Films ist eine clevere und anregende Inszenierung. Und Claire und Leo wachsen einem ans Herz, man lebt mit ihnen mit und hofft, dass sie sich doch noch besser verstehen lernen – und zusammenbleiben.
Kritiken
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