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Streaming - Release: 26.10.23 auf filmingo.ch
Filmkritik von Hansjörg Betschart
Welcher Schauspieler ist glaubwürdiger: jener, der Gefühle nachahmt, oder jener, der Gefühle hat? Gastón Duprat und Mariano Cohn stellten im Wettbewerb von Venedig ihre Satire vor, in der zwei Schauspieler auf Leben und Tod mit Fake und Truth konkurrieren.
Auch ein Milliardär kann im Alter ins Grübeln geraten. Was soll seine Hinterlassenschaft sein? Diese Frage stellt sich, hoch über den Hochhäusern Madrids, der Grossindustrielle Humberto Suárez (José Luis Gómez). Was soll er der Welt zu seinem 80. Geburtstag Bleibendes hinterlassen? Eine Brücke? Ein Museum? Warum nicht ein Film! Aber wovon soll der handeln?
Schnell ist die Beste unter den Besten für den Regiestuhl gefunden: Die blühend exzentrische Autorenfilmerin Lola Cuevas will den Roman «Rivalität» über ein Bruderpaar verfilmen, dessen Geschichte die Oscar-Nominierte Penélope Cruz gleich zu Beginn so erzählt, dass dem Milliardär das Speiseeis im Glas schmilzt. Sie will als Bruderpaar den Star Félix Rivero (Antonio Banderas), der in Hollywood zu Leinwandgrösse gelangte, und den Theaterschauspieler Iván Torres (Oscar Martínez), der als Schauspiellehrer den Ruhm eines Magiers der Authentizität geniesst, vor der Kamera zusammenführen. Beiden eilt der Ruf voraus, die Besten zu sein. Aber was heisst bei Künstler:innen schon «der Beste»?
Was wie eine exzentrische Parodie beginnt, spielt mit seriösem Hintergrund. Mit dem Poser und dem Grübler kommen zwei grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen von Rollengestaltung zum Tragen. Einfühlung stösst auf Nachahmung. Method auf Gefühls-Aerobic. Fake auf Truth. Der Konflikt von Schauspielgenerationen bricht auf: Iván studiert eine Rolle ausführlich, ihre Vergangenheit, ihr Dasein, ihr Umfeld, ihre Sprache. Félix will die Rolle gar nicht kennen. Er ist sie einfach. Bald fetzen sich die Stars des spanischsprachigen Kinos um den richtigen Weg zur Authentizität, der die Schauspieltheorie befeuert, seit nach dem Weltkrieg die russischen Theaterleute Stanislawski und Tschechow die amerikanischen Schauspielschulen eroberten: Strasberg, Adler, Meisner und Batson folgten ihnen und waren bald die nordamerikanischen Meisterlehrer von Al Pacino, James Dean, Nicole Kidman, Marlon Brando, Robert de Niro etc. – alles Vorzeigeschüler:innen einer Einfühltechnik, die bald als method acting galt und sich mit Authentizität gegen die Grosskünstler:innen der Vorzeigekunst stellte.
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