Preise des 21. Zurich Film Festival

Am Samstag, 4. Oktober wurden im Opernhaus Zürich die Hauptpreise der Wettbewerbe des 21. Zurich Film Festival verliehen. Die Goldenen Augen gehen an FATHER von Tereza Nvotová im Spielfilm-Wettbewerb und I LOVE YOU, I LEAVE YOU vom Zürcher Moris Freiburghaus im Dokumentarfilm-Wettbewerb. Somit geht das Goldene Auge im Dokumentarfilm-Wettbewerb das erste Mal an einen Schweizer.
Spielfilm-Wettbewerb – FATHER von Tereza Nvotová
In dieser Kategorie treten 14 Erst-, Zweit- und Drittwerke von Regisseurinnen und Regisseuren aus aller Welt an. Am 21. ZFF gewinnt FATHER von Tereza Nvotová das Goldene Auge.
Jury
Reinaldo Marcus Green (Jurypräsident) / Autor, Regisseur und Produzent / USA
Leonie Benesch / Schauspielerin / Deutschland
Carlo Cresto-Dina / Produzent / Italien
Ali Asgari / Drehbuchautor, Regisseur und Produzent / Iran
Nicole Reinhard / Filmkuratorin und Kinobetreiberin / Schweiz
Begründung der Jury
Dieser Film erzählt die Geschichte einer gewöhnlichen Familie, die mit aussergewöhnlichen Umständen konfrontiert ist. Die Hauptfigur ist weder ein Bösewicht noch ein Held, sondern ein Mensch mit Fehlern, der in einen einzigen, verheerenden Fehler verwickelt ist. Der Film zeigt, wie dieser Fehler das zerstören kann, was wir am meisten lieben, und doch geht es im Kern um Mitgefühl, Hoffnung und die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes. Wir waren tief bewegt von der Kunstfertigkeit und Menschlichkeit dieses Films. Es ist uns eine Ehre, Tereza Nvotová für FATHER den Golden Eye Award zu überreichen.
Besondere Erwähnung 1
Wir waren begeistert von DES PREUVES D’AMOUR (LOVE LETTERS) von Alice Douard wegen seines brillant komponierten Drehbuchs, der intuitiven und treffenden Regie, der grossartigen schauspielerischen Leistungen und der zeitgemässen Betrachtung dessen, was es bedeutet, sich darauf vorzubereiten, ein Kind in diese Welt zu setzen.
Besondere Erwähnung 2
LEFT-HANDED GIRL von Shih-Ching Tsou ist ein leuchtendes Juwel – schmerzhaft, süss und humorvoll zugleich. Mit seiner sorgfältig ausgearbeiteten Kameraführung, dem Schnittrhythmus und der anmutigen Darstellung aller grossen und kleinen Darsteller erzählt es eine überzeugende Geschichte, die traditionelle Familienwerte in Frage stellt und die Frage aufwirft, wie man seinen ganz eigenen Platz in dieser Welt findet.
Dokumentarfilm-Wettbewerb – I LOVE YOU, I LEAVE YOU von Moris Freiburghaus
Im Dokumentarfilm-Wettbewerb treten 14 Erst-, Zweit- und Drittwerke um das Goldene Auge an. Dieses Jahr gewinnt I LOVE YOU, I LEAVE YOU von Moris Freiburghaus.
Jury
Matthew Heineman (Jurypräsident) / Dokumentarfilmer, Regisseur und Produzent / USA
Odessa Rae / Produzentin / USA
David Osit / Regisseur, Filmeditor und Komponist / USA
Katharina Bhend / Filmeditorin / Schweiz
Helle Faber / Produzentin / Dänemark
Begründung der Jury
Wir liebten alle drei Filme, aber als es um unseren Gewinnerfilm ging, waren wir uns einig: Wir hatten noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Moris Freiburghaus’ mutiges Regiedebüt, in dem er das Jahr über den Kampf seines besten Freundes mit manischen Episoden dokumentiert, bietet uns einen unverblümten Blick auf psychische Erkrankungen und die unerschütterlichen Bindungen von Freundschaft und Familie. Für seinen wunderschön inszenierten und filmisch einfallsreichen Stil ist es für uns eine grosse Ehre, den Golden Eye Award für den besten Dokumentarfilm – zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals – an einen Schweizer Film zu überreichen … I LOVE YOU, I LEAVE YOU.
Besondere Erwähnung 1
Der wunderschön in einem isländischen Pflegeheim gedrehte Film THE GROUND BENEATH OUR FEET von Yrsa Roca Fannberg fängt Szenen des Lebens ein, das sanft in den Tod übergeht. Für seine einfühlsame Kameraführung, seine geduldige Schnitttechnik und seine ruhige und kraftvolle Darstellung der Schönheit, die am Ende des Lebens zu finden ist, freut sich die Jury, THE GROUND BENEATH OUR FEET eine besondere Erwähnung zu geben.
Besondere Erwähnung 2
Die Jury schätzte die verspielte Ausgelassenheit, die schmerzhafte Ehrlichkeit und die opernhafte Dimension eines Films, der untersucht, wie sich der Tod eines Elternteils auf das Leben der Hinterbliebenen auswirkt. Der Film wurde mit einem gewagten Geist gedreht, der von einem Regisseur geprägt ist, der tief in der filmischen Tradition verwurzelt ist. Die Jury freut sich, Namir Abdel Messeehs LA VIE APRÈS SIHAM eine besondere Erwähnung zu verleihen.
ZFF Critics’ Jury Award – MEMORY OF PRINCESS MUMBI von Damien Hauser wurde mit dem Kritikerpreis prämiert, der von der Jury als bester Schweizer Film im Programm (ohne Galapremieren) gewählt wurde.
Jury
Fareyah Kaukab / Filmkritikerin / Schweiz
Jan Küveler / Filmkritiker / Deutschland
Ben Rolph / Filmkritiker / England
Begründung der Jury
Als afro-futuristische Neuinterpretation der Geschichte einer Prinzessin verwandelt MEMORY OF PRINCESS MUMBI einen bekannten Archetyp in eine visionäre Erzählung. Der Film ist sowohl intim in seiner Konzentration auf die Figuren als auch monumental in der Weite seiner imaginären Landschaften. Der Film spielt mit verschiedenen Genres und ist gleichzeitig eine Hommage an die Geschichte des Kinos – von den gespenstischen Echos des Stummfilms bis hin zur zeitgenössischen Auseinandersetzung mit KI im Filmemachen. MEMORY OF PRINCESS MUMBI von Damien Hauser ist skurril, humorvoll und zutiefst originell und legt den Grundstein für eine neue Filmsprache. Es ist uns eine grosse Freude, dieses Werk mit dem Swiss Emerging Talent Award auszuzeichnen.
Besondere Erwähnung
Manische Episoden einzufangen ist keine leichte Aufgabe, doch I LOVE YOU, I LEAVE YOU von Moris Freiburghaus schafft dies mit entwaffnender Ehrlichkeit. Über die persönliche Erzählung hinaus beleuchtet der Film die Belastung für Angehörige, die Zurückhaltung gegenüber Medikamenten, das universelle Verlangen nach Akzeptanz und die schmerzhafte Realität der doppelten Diskriminierung, wenn Minderheitenidentität und psychische Gesundheit aufeinandertreffen. Es ist uns eine Ehre, diesem aussergewöhnlichen Dokumentarfilm eine besondere Erwähnung zu widmen.
ZFF für Kinder Jurypreis | DER PRANK von Benjamin Heisenberg |
ZFF für Kinder Publikumspreis | DER PRANK von Benjamin Heisenberg |
Publikumspreis | I LOVE YOU, I LEAVE YOU von Moris Freiburghaus |
Filmpreis der Zürcher Kirchen | LA VIE APRÈS SIHAM von Namir Abdel Messeeh |
Beste internationale Filmmusik | Mikal Grigorowitsch |
(Pressetext: Zurich Film Festival)